Die geriatrische Komplexbehandlung
Um Pflegebedürftigkeit zu vermeiden, zu überwinden, zu mindern oder zu verhüten, haben die Pflegekassen mit den Trägern der Rehabilitation intensiv zu kooperieren, sowohl beim Einleiten und Ausführen der Pflege als auch beim Beraten, der Auskunft und Aufklärung.
Für Ihre zunehmend älteren und multimorbiden Patienten wird Ihnen von den Kliniken für Chirurgie und Innere Medizin ein Konzept zur Versorgung durch eine akutgeriatrische frührehabilitative Komplex-behandlung angeboten. Entsprechend ausgewählte Patienten sollen in der Lage sein, mindestens 20 Minuten in vollem Umfang einer akutgeriatrischen Maßnahme folgen zu können. Voraussetzung ist, dass der klinische Zustand der Patienten weitgehend stabilisiert ist.
Es müssen für eine akutgeriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung mindestens zwei der Merkmalkomplexe vorliegen. Es liegt zugleich ein relativ hohes Risiko der Einschränkung der Selbstständigkeit im Alltag bis hin zur Pflegebedürftigkeit vor (z. B. Barthel-Index).
Voraussetzung für DIE INDIKATON einer akutgeriatrischen Komplexbehandlung
- drohende oder bestehende Behinderungen und die Gefahr deren Verschlechterung
- drohende oder bestehende Gefahr Pflegebedürftigkeit oder die Gefahr einer Verschlechterung und
- primär und gleichzeitig bestehender akutstationärer Behandlungsbedarf
Kriterien zur Aufnahme von Patienten für die akutgeriatrische Komplexbehandlung
- höheres Lebensalter (überwiegend 70 Jahre oder älter) und Multimorbidität
- kognitive Störungen und intellektuelle Beeinträchtigungen
- drohende soziale Dekompensation
- einschließlich Frakturen (operativ oder konservativ)
Indikationsbereiche
- Krankheiten des Muskel-Skelettsystems und/oder Bindegewebes, einschließlich Frakturen (mit/ohne OP-Indikation)
- Erkrankungen der Atmungsorgane
- Erkrankungen der Kreislauforgane
- Gefäßerkrankungen
- Erkrankungen der Verdauungsorgane
- Erkrankungen des Stoffwechsels
(z. B. Diabetes mellitus)
Definition der geriatrischen Multimoridität
Merkmalkomplex | Diagnose-Kategorien |
---|---|
Immobilität | nach medizinischen Maßnahmen, morbiditäts- und/oder altersbedingt |
Sturzneigung und Schwindel | Gangunsicherheit, Ataxie (nicht näher bezeichnet), Stürze, Schwindel oder Taumel |
Kognitive Defizite | Demenz, Organisches amnestisches Syndrom, Delir (organisch bedingt), bestimmte andere psychische Störungen (organisch bedingt), Persönlichkeits- und Verhaltensstörung (organisch bedingt), Orientierungsstörung, n.n.bez. (Verwirrtheit o.n.A.) |
Inkontinenz | Harninkontinenz, Sressinkontinenz, Drang-, Reflex-, Überlaufinkontinenz, Stuhlinkontinenz |
Dekubitalulcera | Dekubitus, Ulcus cruris (varicosum), Chronisches Ulcus der Haut |
Fehl- und Mangelernährung | Kachexie, Alimentärer Marasmus, Protein-Kalorien-Mangelernährung, Dysphagie |
Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt | Dehydration, sonstige Störungen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts, Ödem (anderen Orts nicht klassifiziert) |
Depression, Angststörungen | Depressive Episode, rez. depressive Störung, manische Episode, bipolare oder anhaltende affektive Störung, Phobische Sätrungen, Angstörung |
Chronische Schmerzen | Chronische nicht lokalisierte Schmerzen, lokalisierte organbezogene Schmerzen |
Sensibilitätsstörungen | Neuropathie |
Herabgesetzte Belastbarkeit | Frailty-Syndrom |
Starke Seh- oder Hörbehinderung | Visusverlust, Hörverlust, Presbyakusis, Presbyopie |
Medikationsprobleme | Arzneumittelnebenwirkung, Akzidentelle Vergiftung |
Hohes Komplikationsrisiko | Unmittelbar vorausgegangene OP, Vorhandensein künstlicher Körperöffnungen, (Z. n.) Fraktur, Komplikation nach med. Maßnahmen, Dialysepflichtigkeit, Rekovalenszenz (verzögert) |